Nachhaltige Anlagestrategien: ESG Integration einfach erklärt
Anleger:innen legen zunehmend Wert darauf, ihre Investitionsentscheidungen im Einklang mit ihren persönlichen Werten zu treffen. Nachhaltige Anlagestrategien stellen eine Möglichkeit dar, finanzielle Ziele zu erreichen und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft auszuüben. Eine dieser Strategien ist die ESG Integration, bei der die systematische Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren im Mittelpunkt steht. In diesem Artikel erklären wir einfach und verständlich, was ESG Integration ist und ordnen ESG ein hinsichtlich unserer avesco-Nachhaltigkeitsmethodik.
Nachhaltige Anlagestrategien – was ist das?
Nachhaltige Anlagestrategien bieten Investor:innen die Möglichkeit, ihr Kapital im Einklang mit ihren ökologischen, sozialen und ethischen Überzeugungen zu investieren – und dabei gleichzeitig mögliche finanzielle Rendite anzustreben. Im Zentrum steht dabei der Anspruch, einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten. Am bekanntesten sind sogenannte ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance), die systematisch in den Anlageprozess integriert werden. Für immer mehr Anbieter greift ESG nicht weit genug, weshalb sie auch Faktoren wie wirtschaftliche Nachhaltigkeit oder gar Impact berücksichtigen.
Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) liefert mit seinem jährlichen Marktbericht wertvolle Einblicke in den Status quo nachhaltiger Investments im deutschsprachigen Raum. Dabei werden insgesamt acht unterschiedliche nachhaltige Anlagestrategien erfasst (Abb. 1) und analysiert.

Quelle: Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2024. Deutschland und Österreich, FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen | avesco Sustainable Finance AG – eigene Darstellung
ESG Integration: Wie beliebt ist ESG als nachhaltige Anlagestrategie?
Laut dem FNG Marktbericht stand die ESG Integration in 2023 (Hinweis der Reaktion: Die Daten aus 2024 werden erst später im Jahr vom FNG veröffentlicht) an dritter Stelle der nachhaltigen Anlagestrategien (Abb. 2). Die Strategie wird demnach in Deutschland von 81 Prozent der Anleger:innen genutzt und bindet insgesamt 382,0 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr (2022) hat ESG wieder an Bedeutung gewonnen.

Abb. 2: Nachhaltige Anlagestrategien bei Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds in Deutschland 2023 und 2022 im Vergleich (in Prozent) | Quelle: FNG - Forum Nachhaltige Geldanlagen
Neue Perspektiven durch Eurosif: ESG Investments differenziert betrachten
Mit dem Marktbericht bringt das Forum Nachhaltige Geldanlagen frischen Wind in die Analyse nachhaltiger Investments: Erstmalig kommt die neue Eurosif-Methodik zum Einsatz, die Geldanlagen nicht nur nach nachhaltigen Anlagestrategien, sondern auch nach ihrem Ambitionsniveau bewertet. Entwickelt wurde dieser Ansatz vom europäischen Dachverband Eurosif gemeinsam mit Wissenschaftler:innen und Praxisexpert:innen – unter aktiver Beteiligung des FNG.
Im Zentrum steht dabei die Frage: Wie stark trägt ein Investment tatsächlich zum Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft bei?
Dafür werden vier Kategorien unterschieden:
Basic ESG Investments – Nachhaltigkeit als Ausgangspunkt
Diese Kategorie umfasst Anlagen, bei denen ESG-Kriterien in den Investmentprozess integriert werden. Oft kommen hier Ausschlusskriterien zum Einsatz, etwa bei Waffen oder fossilen Energien. Der Fokus liegt auf dem Vermeiden schädlicher Aktivitäten – ein sinnvoller Einstieg, aber noch ohne tiefgreifende Wirkung auf die Realwirtschaft.
Advanced ESG Investments – ein Schritt weiter
Hier gehen Investor:innen gezielter vor: Das Anlageuniversum wird deutlich eingeschränkt (max. 80 % der ursprünglichen Auswahl), ESG-Risiken werden systematisch analysiert und die Nachhaltigkeitsleistung der Investments aktiv gemessen – etwa mithilfe von ESG-Ratings oder Kennzahlen. Zwar ist der direkte Einfluss auf die Transformation der Wirtschaft nicht das erklärte Ziel, doch durch diese sorgfältigere Auswahl leisten Advanced ESG Investments oft indirekt einen wirksamen Beitrag.
Impact-Aligned und Impact-Generating Investments – der direkte Beitrag
Die beiden höchsten Kategorien richten sich explizit auf Unternehmen aus, die bereits positiven Impact erzeugen – oder diesen durch gezielte Investitionsentscheidungen verstärken. Während Impact-Aligned Investments sich am positiven Beitrag orientieren, geht Impact-Generating noch einen Schritt weiter: Hier steht der dokumentierte Einfluss der Investor:innen im Mittelpunkt, etwa durch aktives Engagement oder gezielte Kapitalallokation.
Mit der Eurosif-Methodik wird deutlich: Nicht jedes „nachhaltige“ Investment wirkt gleich. Für Anleger:innen eröffnet das neue Möglichkeiten, bewusster zu entscheiden – je nachdem, wie stark ihr Kapital tatsächlich zur nachhaltigen Transformation beitragen soll. Ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz und Wirkung in Sustainable Finance.
So schneiden nachhaltige Investments in der Praxis ab
Die Anwendung der neuen Eurosif-Methodik im aktuellen FNG-Marktbericht liefert ein klares Bild: Der Großteil der nachhaltigen Finanzprodukte bewegt sich aktuell noch im Einstiegsbereich. Rund 59 % der erfassten Produkte fallen in die Kategorie Basic ESG. Diese Investments integrieren zwar ESG Kriterien, verfolgen jedoch keinen expliziten Einfluss auf die Transformation der Wirtschaft.
Nur 3,7 % erreichen das nächsthöhere Ambitionsniveau Advanced ESG – also eine systematische ESG Analyse mit messbaren Nachhaltigkeitsleistungen. Immerhin 36,3 % der Produkte lassen sich als Impact-Aligned einstufen. Diese Anlagen zielen bereits deutlich stärker auf einen positiven gesellschaftlichen oder ökologischen Beitrag ab. Lediglich 0,7 % der Produkte erfüllen die Anforderungen der ambitioniertesten Kategorie Impact-Generating, bei der ein tatsächlicher Investor:innenbeitrag nachgewiesen werden muss.
Anmerkung: Die Einordnung nach Eurosif bietet eine neue, zusätzliche Perspektive jenseits der regulatorischen Klassifizierung nach der Offenlegungsverordnung (OffVO). Interessant dabei: Selbst Produkte, die offiziell unter Artikel 6 (also nicht-nachhaltige Produkte) laufen, können nach der Eurosif-Kategorisierung als Impact-Aligned gelten – weil institutionelle Investor:innen aus strategischen Gründen mitunter auf eine OffVO-Kennzeichnung verzichten.
avesco und ESG Integration – eine Einordnung
Bei avesco betrachten wir ESG Aspekte nicht als bloßes Label, sondern als ein Instrument, das nur dann sinnvoll ist, wenn es mit Substanz gefüllt wird. Viele Investor:innen stellen heute – zu Recht – nicht nur Fragen nach der finanziellen Rendite, sondern auch nach den ökologischen und sozialen Folgen unternehmerischen Handelns: Wie geht ein Unternehmen mit Ressourcen um? Wie sehen die Arbeitsbedingungen aus? Gibt es Hinweise auf Korruption oder mangelnde Transparenz?
Zur Beantwortung dieser Fragen stützen sich viele Marktteilnehmer auf ESG Ratings und Nachhaltigkeitsrankings. Doch diese Systeme haben Schwächen. Die meisten Agenturen – darunter bekannte Namen wie MSCI, Sustainalytics oder ISS ESG – arbeiten nach dem sogenannten Best-in-Class-Prinzip. Dabei werden innerhalb einer Branche diejenigen Unternehmen ausgewählt, die im Vergleich am nachhaltigsten agieren. Doch was genau als „nachhaltig“ gilt, variiert erheblich – je nach Bewertungslogik, Datenlage und Gewichtung der ESG-Faktoren.
Ein zentrales Problem: Viele Ratings beruhen auf dem Prinzip der einfachen Materialität – also der Frage, wie stark Umwelt- oder Sozialrisiken das Unternehmen betreffen. Was dabei oft unberücksichtigt bleibt, sind die Auswirkungen, die das Unternehmen selbst auf Umwelt und Gesellschaft hat.
Bei avesco orientieren wir uns am Prinzip der doppelten Materialität. Das bedeutet: Wir analysieren sowohl, wie Unternehmen von Nachhaltigkeitsrisiken betroffen sind, als auch, welchen Einfluss ihr Handeln auf Umwelt und Gesellschaft hat.
Außerdem wichtig: ESG Ratings sind vergangenheitsorientiert und können nur beschränkt Aussagen über die zukünftige Entwicklung geben. Zudem sind die Informationen der Unternehmen schwer vergleichbar. Trotz Berichterstattungsstandards werden immer noch viele Informationen auf unterschiedliche Art und Weise erhoben, so dass es zu Verzerrungen kommen kann. Ratingagenturen haben oft ein unterschiedliches Verständnis, wie Nachhaltigkeit oder nachhaltiges Wirtschaften bewertet wird. Je nachdem, ob Nachhaltigkeit für sie ein Wert an sich ist (= moralisches Nachhaltigkeitsverständnis) oder ob die Nachhaltigkeitsbewertung eine Prognose zur Finanzperformance von Ratingobjekten untermauern soll (= instrumentelles Verständnis), gelangen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Einflussfaktoren auf ESG Ratings
ESG Integration als nachhaltige Anlagestrategie – wir gehen einen Schritt weiter
Unserer Meinung nach kann die Berücksichtigung von ESG Aspekten einen entscheidenden Beitrag zur Steigerung des Unternehmenswertes leisten. Die Nachhaltigkeitsanalyse für das Portfolio unseres Sustainable Hidden Champions Fonds ist daher keine zusätzliche oder separate Bewertung, die der Finanzanalyse nachgestellt ist, sondern wird gemeinsam mit einer wirtschaftlichen Betrachtung des Unternehmens durchgeführt. Wir definieren Nachhaltigkeit als Zusammenspiel zwischen den Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales sowie Governance.
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Für den Artikel und die Verkaufsunterlagen gilt, dass die dargestellte Wertentwicklung in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung ist.