Staatsfonds – Der alternative Weg in eine nachhaltige Zukunft?

Nachhaltigkeit ist für InvestorInnen bei weitem kein neues Thema mehr. Im Finanzmarkt ist das Thema mittlerweile vollends angekommen und es entstehen täglich neue Produkte mit Fokus auf Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel unser avesco Sustainable Hidden Champions Aktienfonds. Doch nicht nur für PrivatanlegerInnen wird Nachhaltigkeit immer attraktiver, auch die Politik hat verstanden, dass man über den Finanzmarkt den Weg für eine nachhaltigere Zukunft ebnen kann. Außerhalb der politischen Einflussnahme (z.B. mittels Regulatoriken) kann dies vor allem über sogenannte Staatsfonds stattfinden, die es ermöglichen, Einfluss auf den Finanzmarkt zu nehmen. Wie funktionieren Staatsfonds, welche nachhaltigen Staatsfonds gibt es und was sind Vor- und Nachteile? Mit genau diesen Fragen beschäftigt sich dieser Artikel.

Was machen Staatsfonds?

Was kennzeichnet einen Staatsfonds überhaupt? Richardson schreibt dazu, dass ein solcher große Mengen staatlichen Vermögens in den Finanzmarkt investiert, um makro-ökonomische Ziele zu erreichen, wie bspw. die Absicherung gegen finanzielle Schwankungen auf den internationalen Märkten oder um Ersparnisse für zukünftige finanzielle Belastungen, wie Rentenzahlungen zu erwirtschaften. Daher ist der Fokus klar auf die langfristige Maximierung der Rendite ausgelegt. Staatsfonds können hierbei durch ihre Größe und die Absicherung durch die Regierung höhere Risiken als private AnlegerInnen eingehen. Zählt Nachhaltigkeit als solch ein Risiko, der die finanzielle Rendite kompromittiert – oder trägt Nachhaltigkeit zu einer Wertsteigerung bei?

Nachhaltigkeit bedeutet keinesfalls Renditeverluste

Für Staatsfonds entstehet mitunter ein Spannungsverhältnis, sobald der finanzielle Erfolg als Zielsetzung um die Komponente einer z.B. ethischen Verantwortung erweitert wird. Und lange Zeit galt die Annahme, dass sich Rendite und ein Fokus auf ethische Verantwortung oder auf Nachhaltigkeit gegenseitig ausschließen.
In den letzten Jahren kommt jedoch immer mehr zum Vorschein, dass dieser Mythos lediglich eins bleibt – ein Mythos. Das Investieren in nachhaltige Geschäftsmodelle führt zu einer Reduktion des Risikoprofils eines Portfolios und sichert die Renditen somit langfristig, anstatt diese zu verringern. Im Gegenteil dazu riskieren bspw. Unternehmen und Finanzprodukte, welche nicht nachhaltig agieren, indem sie z.B. auf nicht-erneuerbare Ressourcen setzen, von diesen abhängig zu werden und in der Zukunft nicht mehr konkurrenzfähig zu sein, was wir auch schon in unserem Artikel „Nachhaltigkeit als Teil des Risikomanagements“ dargestellt haben.
Soweit, so gut, nun soll es aber um ein paar konkrete Beispiele von Staatsfonds gehen, welche unsere Aufmerksamkeit erregt haben.

Der „New Zealand Superannuation Fund“ (NZSF)

Der NZSF ist ein Pensionsfonds, der vom neuseeländischen Staat 2001 ins Leben gerufen und durch Steuereinnahmen finanziert wird. Das Fondsvolumen beträgt aktuell etwas über 30 Mrd. US-Dollar. Der Fonds wird von den „Guardians of the New Zealand Superannuation Fonds“ geleitet, ein Großteil des Fondmanagements wird aber von externen Anbietern ausgeübt. Die Anlagekriterien sind in Hinblick auf Nachhaltigkeit jedoch als relativ mild zu bezeichnen. So sind die „Guardians“ zwar dazu angewiesen ethisch und sozial verantwortungsvoll zu handeln, die Umsetzung lässt sich für die Vergangenheit jedoch eher als lückenhaft bezeichnen. Hauptsächlich wird mit Ausschlusskriterien auf Branchenebene gearbeitet, vor allen Aktien aus gewissen Industrien (Tabak, Walfang, etc.) werden ausgeschlossen. Die Unternehmen, welche es durch die Ausschlusskriterien schaffen, werden hinterher aber nicht weiter auf ihre ökonomische, soziale oder ökologische Nachhaltigkeit geprüft. So werden zwar auch ESG-Kriterien angewandt bei der Investitionsentscheidung, jedoch gibt es keine unabhängige Instanz, die diese Entscheidungen überprüft.
Auch das Mittel des Divestments wird, zumindest wenn es nach der NGO„Investment Watch Aotearoa“ sowie der Grünen Partei in Neuseeland geht, zu selten zur Anwendung gebracht, als Beweggründe werden kurzfristige Renditeinteressen vermutet, dies konnte jedoch bisher nicht belegt werden, schreibt Richardson.
Immerhin: Der NZSF hat in der Vergangenheit alle investierten Unternehmen aufgefordert, Daten an das Carbon Disclosure Project (CDP) über ihre CO2-Emissionen weiterzugeben und diese zu verringern. Die Teilnahme am CDP ist jedoch immer freiwillig, die Teilnahmequote lag bei ca. 50%, schreibt Richardson in seiner Veröffentlichung.
Richardson zieht auch Vergleiche zwischen den NZSF und dem Norwegischen Staatsfonds und schätzt die Nachhaltigkeit des letzteren als umfassender ein, weswegen wir nachfolgend einen Blick hierauf werfen wollen.

Der „Norway Government Pension Fund – Global“ (NGPF-G)

Der NGPF-G ist ein Pensionsfonds, der von dem norwegischen Staat im Jahr 1990 aufgelegt wurde und historisch durch die Einnahmen der Öl- und Gasindustrie finanziert wird. Der Fonds ist der größte Staatsfonds der Welt mit einem Anlagevermögen von knapp 1,3 Billionen US-Dollar. Er ist sehr stark an die Regierung angebunden und verfolgt einerseits das Ziel langfristige Gewinne zu erzielen und andererseits die Investitionen darauf zu überprüfen, dass dadurch keine ethischen, ökonomischen oder sozialen Schäden verursacht werden. Die Anlagestrategie ist dabei komplett transparent und ein Gremium, welches den Fonds überwacht, kann sogar per Direktwahl vom Volk gewählt werden. Zusätzlich wird seit 2004 ein Ethikrat eingesetzt, der sich dafür einsetzt, mögliche Investitionen vor der Anlage intensiver zu überprüfen. Dabei ist man sogar bereit, finanzielle Einbußen hinzunehmen, sollten die ethischen Folgen nicht verantwortbar sein.
Konträr hierzu mutet es allerdings an, dass der norwegische Pensionsfonds nach wie vor durch die Ölindustrie finanziert wird und diesen Bereich auch nicht plant aus seiner Anlagestrategie zu streichen – soll das Geld doch immerhin für die Zeiten vorsorgen, in denen die Erdölreserven der Nordsee zur Neige gehen. Immerhin finanziert sich der Norway GFPF inzwischen aber auch über Investitionen in Aktien und Immobilien, außerdem werden Divestments auch dann vorgenommen, wenn diese (kurzfristig) zu Renditeeinbußen führen oder große Unternehmen, beispielsweise Boing oder Walmart, betreffen.

Zuletzt wollen wir noch einen Blick auf einen Staatsfonds der etwas anderen Art werfen.

Der „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“ (KENFO)

Der KENFO ist ein Fonds einer Stiftung, die von der deutschen Regierung im Jahr 2017 gegründet wurde, um für die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung von radioaktivem Abfall nachzukommen. Das Stiftungsvermögen wurde von den Betreibern der rund 25 Atomkraftwerke in Deutschland eingezahlt und beträgt aktuell um die 22 Milliarden Euro. Der Fonds ist gesetzlich dazu verpflichtet, bei der Investitionsentscheidung ESG-Kriterien (Economical, Social und Governance) miteinzubeziehen. Aus der Pflicht ist jedoch schon längst eine Kür geworden. So stellt der KENFO fest: „Nachhaltige Geschäftsmodelle können die Erzielung langfristig überdurchschnittlicher, risikoadjustierter Erträge unterstützen.“
Dafür gibt es jedoch keine einheitliche Strategie, sondern für jede Anlageklasse ein unterschiedliches Konzept, welches Bezug auf ESG-Normen nehmen soll. Weiterhin orientiert sich das Fondsmanagement an übergeordneten Grundsätzen, wie den UN Global Compact, das Pariser Klimaabkommen oder die UN Principles for Responsible Investment. Durch die Stiftung hinter dem KENFO wird sichergestellt, dass die Anlagestrategie auch umgesetzt wird.
Bis 2100 soll der Fonds auf 169 Mrd. Euro anwachsen. Dafür wurde bislang vor allem in Aktien und Anleihen investiert – künftig soll stärker auf Private Equity gesetzt werden. Bis September 2019 hat der Fonds damit eine durchschnittliche Rendite von 7,5 Prozent erzielt, schreibt Christiane Kreder in einem Artikel.
Im internationalen Vergleich ist der KENFO in seiner Größe allerdings relativ bescheiden.

Fazit

Eigentlich sollen Staatsfonds eine Rücklage bilden und den Staat oder die staatlichen Zentralbanken für schlechte Zeiten, gegen Inflation oder auch Währungsschwankungen absichern. In der Unternehmenswelt und an den Aktienmärkten haben sich einige der milliardenschweren Fonds aber bereits als Investoren einen Namen gemacht. Auch beim Trend rund um Investitionen in nachhaltige Firmen und Projekte wird den Staatsfonds wegen ihres großen Vermögens eine entscheidende Rolle zugeschrieben, führt Kreder weiter aus.
Dennoch wird auch immer wieder Kritik an den Nachhaltigkeitsansätzen verschiedener Staatsfonds geäußert, wie weiter oben dargestellt. Und obwohl es mittlerweile schon mehrere Staatsfonds gibt, die sich intensiv mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen und diese in ihre Anlagestrategie aufnehmen, reicht dies allein nicht aus für die Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft. Nichtsdestotrotz ist es ein Schritt in die richtige Richtung, denn bei der Nachhaltigkeit geht es darum, Dinge in die richtige Richtung zu lenken, aber nicht um Perfektion. Gerade bei nachhaltigen Geldanlagen können keine perfekten Lösungen erwartet werden. Schließlich ist der Bereich der Geldanlagen im Grunde ein Spiegel der Realwirtschaft. Aber das heißt weder, dass wir die Hände in den Schoß legen sollten, noch, dass wir nicht ein hohes Anspruchs- und Ambitionsniveau an den Tag legen sollten. In diesem Sinne kann gesagt werden: Eine kleine gute Handlung ist auf jedem Fall besser als keine.


Verwendete Quellen
https://www.capital.de/geld-versicherungen/das-sind-die-groessten-staatsfonds-der-welt
Richardson, B.J. (2011): „Sovereign Wealth Funds and the Quest for Sustainability: Insights from Norway and New Zealand“; Nordic Journal of Commercial Law 2011:2; S.1-27.
https://www.nzsuperfund.nz/
https://www.kenfo.de/der-fonds/ueber-den-kenfo