Aus einem kleinen Haufen Erde wächst ein Baum. Grafisch eingefügte Liniendiagramme visualisieren ein wachsenden Kurs für nachhaltige Investitionen.

Nachhaltige Investitionen und das neue Engagement: Wie Investor:innen Nachhaltigkeit auf die Agenda bringen

Investor:innen achten bei der Geldanlage immer stärker auf drei Themen: Umweltschutz, soziales Verhalten und faire Unternehmensführung. Nachhaltige Investitionen sind somit im Trend. Aber wie viel bringen diese der Umwelt wirklich? Und was konnte bisher durch Engagement erreicht werden? Hierüber soll dieser Artikel einen Einblick liefern.

Nachhaltige Investitionen haben das große Potenzial Klimaschutz zu betreiben und immer mehr Investor:innen nutzen dieses Instrument schon jetzt. Der Finanzvorstand der Deutschen Bahn, Alexander Doll formulierte es einmal so: „Das vermeintlich weiche Thema Umwelt ist in der Finanzwelt zur harten Währung geworden: Ein Unternehmen, das in Zukunft bestehen will, braucht messbare Erfolge beim Klima- und Umweltschutz“. Kein Wunder also, wenn sich Akteure zusammenschließen und entsprechende Initiativen gründen.

Die Initiative Climate Action 100+ treibt nachhaltige Investitionen und Engagement voran

Der Einflussreichtum von Finanzakteur:innen wird deutlich, wenn man z. B. einen Blick auf die Initiative Climate Action 100+ (CA100+) wirft. Diese bringt weltweit Investor:innen zusammen, die sich für eine Eindämmung der Treibhausgase einsetzen. Im Visier stehen die weltgrößten Klimasünder, jene 100 Konzerne, die zwei Drittel aller Treibhausemissionen ausstoßen. Die Liste reicht von BASF über Airbus bis zu Walmart und Volkswagen. Öl- und Gaskonzerne aber dominieren.

Ringdiagramm, das die prozentuale Aufteilung der 100+ klimaschädlichsten Konzerne nach Sektoren zeigt.

Prozentuale Aufteilung der 100+ klimaschädlichsten Konzerne nach Sektoren (Quelle: Climate Action 100+)

Wer annimmt, es handle sich bei der Initiative um eine unbedeutende Randgruppe liegt falsch. Schließlich verfügen die 700+ Investor:innen insgesamt über 68 Billionen US Dollar, um potenziell in nachhaltige Investitionen realisiert zu werden. Prominentes Mitglied der DACH-Region ist die Erste Asset Management, welche sich bereits 2019 der Initiative angeschlossen hat. Doch wie bewegt man Unternehmen zum Umdenken, besonders milliardenschwere Großkonzerne? Das Stichwort lautet: Engagement.

Unter dem Begriff Engagement versteht die Finanzwelt das aktive Einbringen von Shareholdern in Unternehmen bei kritischen Geschäftsaktivitäten, schreibt das Lexikon der Nachhaltigkeit. Hierzu gehören die Stimmrechtsausübung, kritische Antragsstellungen bei der Hauptversammlung und das Androhen von Divestment-Maßnahmen. Je größer das hinter den Forderungen stehende Anlagevermögen, desto größer der Druck auf die jeweiligen Unternehmen. Aus diesem Grund gibt es immer mehr Initiativen und Plattformen, welche sich zusammenschließen und sich bei der Stimmrechtsausübungen und weiteren Aktionen absprechen.

So schildert auch die Erste Asset Management: „Globale Risiken verlangen globale Antworten. Diese übersteigen mitunter die Möglichkeiten zur Einflussnahme eines einzelnen Asset Managers. Aus diesem Grund schließt die Erste Asset Management sich regelmäßig mit anderen Investoren zusammen um gemeinsam im Dialog mit Unternehmen für nachhaltige Veränderungen einzutreten“. Und auch avesco engagiert sich, z. B. im Verein zur Förderung ethisch-nachhaltiger Geldanlagen (VenGa e. V.) oder indem wir unsere Portfolio-Unternehmen dazu auffordern, am CDP (Disclosure Insight Action – ehemals unter dem Namen Carbon Disclosure Project bekannt) zu partizipieren und CO2-Daten offenzulegen.

Bei avesco ist das Engagement ein elementarer Bestandteil der Nachhaltigkeitsanalyse im Rahmen des Sustainable Hidden Champions Equity Fonds. Engagement erachten wir als Möglichkeit, die Nachhaltigkeit von Investitionen zu vergrößern – diese Chance nutzen wir für unsere Portfoliounternehmen. Was heißt das? Wir legen großen Wert darauf, unsere Portfoliounternehmen persönlich zu kennen und im Austausch mit diesen zu sein. Dazu gehört auch, im persönlichen Dialog Stärken und Schwächen der Hidden Champions anzusprechen. Darüber hinaus geben wir konkrete Impulse zur Verbesserung und überprüfen die Umsetzung dieser nach Ablauf von 6 Monaten.

Mehr Nachhaltigkeit durch Engagement
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Nachhaltige Investitionen im Rückblick: einige Resultate des Engagements

Als Beispiel für Engagement-Maßnahmen kann beispielsweise der Rückzug des Energiekonzerns RWE aus dem umstrittenen Atomkraftwerk Belene in Bulgarien 2010 angeführt werden. Gefordert und durchgesetzt wurde dieser von der Union Investment in Kooperation mit kirchlichen Institutionen durch Investor:innen-Gespräche mit dem RWE-Vorstand und auf der Hauptversammlung.

Ein weiteres Beispiel ist das Engagement der eingangs beschriebenen Initiative CA100+, auf deren Drängen Shell verbindliche Klimaziele an die Vergütung des Vorstands koppelte. Das bedeutet im Klartext: Verfehlt Shell die vereinbarten Klimaziele, kostet das den Konzernvorstand Geld. Inzwischen hat die Initiative Shell auch dazu gebracht, sich auf eine CO2-Neutralität bis 2050 zu committen. Wenn ein Unternehmen vorlegt, ziehen andere nach – so auch hier: Inzwischen haben sich auch TOTAL, der amerikanische Stromproduzent Southern Company sowie der Chemie-Konzern BASF auf dasselbe Ziel festgelegt.

Stadt, Land, Staat – nachhaltige Investitionen auf allen Ebenen

Beispiele lassen sich jedoch nicht nur in der Privatwirtschaft finden. Auch die EU-Kommission setzt im Kampf gegen die Klimaerwärmung auf die Macht des Geldes. Mit ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums will sie Investor:innen zu mehr Nachhaltigkeit verpflichten. Den Auftakt machte 2021 die viel diskutierte Offenlegungsverordnung, weitere Maßnahmen wie etwa die Taxonomieverordnung folgten 2022 und halten den Finanzmarkt wohl noch für längere Zeit „auf Trab“.

Doch auch auf Länderebene gibt es Positives zu berichten in Sachen nachhaltige Investitionen. So schichtete beispielsweise die Stadt Berlin, als erstes Bundesland, die Gelder der Pensionskasse seiner Beamten in Höhe von 823 Mio. € umweltfreundlich um. Hierfür schuf die Stadt im Jahr 2017 einen ethisch-ökologischer Aktienindex namens Benexx. Nachahmungspotenzial inklusive, denn inzwischen hat auch Schleswig-Holstein Gefallen an dem Berliner Nachhaltigkeitsindex gefunden und wird das Aktienportfolio seiner Pensionskasse daran ausrichten.

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Artikel überarbeitet: Oktober 2023, Artikel erstmals veröffentlicht: Juli 2021