Ein Foto. Rechts befinden sich eine Sanduhr mit gelbem Sand, linksdaneben eine kleine Erdkugel aus Glas und drum herum sind Münzen verteil.

Investieren in der Krise – Pflicht oder Kür?

Inflation, Krieg, Covid-19-Pandemie: Nicht nur das private Lebensglück wird derzeit von so manchen Sorgen heimgesucht, auch die Finanzmärkte leiden aktuell stark. Und somit auch der avesco Sustainable Hidden Champions Equity Fonds (SHC-Fonds). Wieso die Hidden Champions jedoch auch diese Situation überstehen werden und welche Chancen sich für Investorinnen und Investoren bieten, erfahren Sie im Interview mit Christian Berg, Senior Portfoliomanager des SHC-Fonds.

Christian Berg schaut direkt in die Kamera, er lächelt leicht. Er trägt einen grauen Pullover und ein Hemd darunter. Er hat graues Haar und trägt einen grauen Bart.
Christian Berg | Senior Portfoliomanager | ©avesco

Christian Berg, Senior Portfoliomanager

Christian Berg, Jahrgang 1968, berät das Portfoliomanagement und das Nachhaltigkeitsteam bei der avesco Sustainable Finance AG. Der Diplom Physiker arbeitete zunächst bei einer Venture Capital Gesellschaft, wo er neben Softwareentwicklung auch Beteiligungsengagements im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz begleitet. Darüber hinaus unterstützt er bei der Konzernrechnungslegung und Bilanzierung. Durch seine Erfahrungen in vielseitigen Unternehmensbereichen war er maßgeblich an der Entwicklung der avesco Nachhaltigkeitsmethodik beteiligt und gestaltet seither die Portfoliostrategie des SHC-Fonds.

Herr Berg, wie schätzen Sie die derzeitige Marktlage in Europa ein?

Der europäische Aktienmarkt erlebt ein Zusammenkommen von starken Belastungen wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war. Den Anfang machte die Covid-Pandemie und der Stillstand der Wirtschaft über eine gewisse Zeit. Es folgten die stark gestiegene Inflation sowie der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine und damit verbunden der Ausfall der billigen Energie.

Gehen wir nacheinander auf die einzelnen Punkte ein – wie bedingen sie sich gegenseitig?

Durch die Covid-19-Pandemie wurden hochkomplexe globale Lieferketten aus der Balance geworfen, wovon sie sich teils bis heute nicht erholt haben. Gleichzeitig reagierten die Regierungen der meisten entwickelten Länder mit extremen Stützungsprogrammen für die Wirtschaft und besonders die Konsumenten. Das bedeutete, dass auf den Angebotsschock, der durch die Unterbrechung der Lieferströme verursacht war mit einer extremen Stimulierung der Nachfrage reagiert wurde. Das führte zwangsläufig zu einem Anstieg der Inflation.

Womit wir beim zweiten Punkt wären.

Korrekt. Das Problem ist hier, dass die Notenbanken weltweit, allen voran die amerikanische Federal Reserve und die EZB viel zu lange nicht adäquat reagierten und damit einen starken Anstieg der globalen Verschuldung befeuert haben. Als die Inflation anstieg, wurde das Problem durch die Zentralbanken falsch eingeschätzt und als vorübergehend bezeichnet. Dadurch verzögerte sich auch eine geldpolitische Reaktion. Nun müssen die Notenbanken quasi eine geldpolitische Vollbremsung durchführen – mitten hinein in eine sich abzeichnende Rezession und eine hohe Verschuldung von Unternehmen, Staaten und Privathaushalten, wollen sie nicht den kompletten Verfall der Währungen riskieren.

Kommen wir zum letzten Punkt: Krieg sowie gestiegene Energiepreise.

Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine und damit verbunden den Ausfall der billigen Energie erfährt die europäische Wirtschaft einen Schlag, dessen Ausmaß wir im Moment noch gar nicht abschätzen können. Die Inflation wird dadurch zweistellig und die Kosten der Unternehmen explodieren bei jedoch gleichzeitig einbrechender Nachfrage. Ein Giftcocktail wie es kaum schlimmer sein könnte.

Wie wirkt sich das Wechselspiel dieser Belastungen auf den avesco Sustainable Hidden Champions Fonds aus?

Das Portfolio des avesco Sustainable Hidden Champions Equity Fonds ist von dieser Entwicklung in besonderem Maße betroffen. Denn die Unternehmen sind in der Regel Marktführer in der Industrie mit hohen Wachstumsperspektiven. Das Wachstum wird aber in der gegenwärtigen Situation allgemein bezweifelt, sodass es viel stärker abdiskontiert wird als vorher. Zusätzlich kämpfen die Unternehmen mit den unkalkulierbar angestiegenen Inputkosten, die sie manchmal nur verzögert an die Kundinnen und Kunden weitergeben können. Gleichzeitig wird die Nachfrageprognose in einigen Fällen sehr schwierig. Das hat zur Folge, dass sie am Aktienmarkt überproportional abverkauft wurden. Einige der Weltmarktführer notieren zurzeit deutlich unter ihrem Buchwert.

„In solchen Phasen wandert das Aktienkapital von den schwachen in die starken Hände, die damit langfristig den echten Anlageerfolg erzielen.“

Christian Berg, Senior Portfoliomanager

Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel aus dem Portfolio?

Die größten Verlierer des Portfolios waren z. B. im September die Kion AG (-50,3%) oder die IBU-tec AG (-29,8%). Kion, Europas größter Hersteller von Flurförderzeugen, weltweit die Nummer zwei und zudem führender Anbieter von Automatisierungstechnologie und Softwarelösungen, gab eine Gewinnwarnung bekannt. Durch gestiegene Material-, Komponenten-, Lohn- und Logistikkosten bei Projekten, wo die Weitergabe der Kosten vertraglich nicht möglich ist, wird auf Unternehmensebene im III. Quartal mit Verlusten gerechnet.
IBU-tec, ein Hidden Champion für thermische Verfahrenstechnik in der Industrie, veröffentliche seine Halbjahreszahlen und sprach sich zuversichtlich für die Jahresprognose aus. Belastend auf den Kurs des Unternehmens wirkte sich die Abhängigkeit von Gas in der Produktion aus. Außerdem kommt der Geschäftsbereich Batteriematerialien und gleichzeitige Hoffnungsträger etwas langsamer in Fahrt.

Gibt es auch positive Meldungen zu verkünden?

Die gibt es: Die globale Inflation hat ihren Zenit vermutlich schon überschritten, auch wenn das in Europa unter Umständen noch eine Weile dauern wird. Die Rohstoffpreise sind teilweise bereits stark gesunken und die Lieferketten normalisieren sich in vielen Bereichen wieder. Die Staus vor den Häfen lösen sich langsam auf und die Frachtraten sind bereits deutlich gefallen, wenn auch noch nicht auf das Niveau vor der Pandemie. Wir gehen davon aus, dass auch in Europa die Inflation in den nächsten Monaten ihren Zenit überschritten haben wird, auch wenn sie noch längere Zeit höher bleiben wird, als vor der Pandemie. Darauf können sich die Portfoliounternehmen allerdings gut einstellen.

Was genau meinen Sie damit?

Die Hidden Champions in unserem Portfolio reagieren aktiv auf diese Entwicklungen und sind exzellent positioniert. Zum einen haben sie durch ihre Marktführerschaft eine gewisse Preissetzungsmacht und zum anderen sind sie ja ohnehin schon auf dem Weg gewesen, die Energieeffizienz zu steigern. Einige Beispiele: Die Steico SE hat an ihrem Hauptproduktionsstandort in Polen schon vor vier Jahren ein Biomassekraftwerk in Betrieb genommen, um den eigenen Strombedarf zu decken. Die Lenzing AG hat große Werke in Brasilien und Thailand in Betrieb genommen, die mit grüner Energie laufen. An den heimischen Standorten wurden Photovoltaikanlagen gebaut. Bei anderen Unternehmen kommt die Effizienz ihrer Produkte zum Tragen, beispielsweise 2G Energy, deren Blockheizkraftwerke eine extrem effiziente Nutzung von Erdgas, Biogas oder Wasserstoff zur Erzeugung von Strom und Wärme erlauben.

Was hebt die Hidden Champions noch von anderen Unternehmen im Markt ab?

Die Auftragsbücher vieler Portfoliounternehmen sind voll. Das erfahren wir aus den Unternehmensmeldungen und teilweise auch im direkten Dialog mit den Unternehmen. Das bedeutet zwar aktuell wegen der hohen Inputkosten eher eine Belastung als eine Hilfe, weil die Kosten nur mit Verzögerung an die Kunden weitergegeben werden können. Mittel- und langfristig wird es sich jedoch auszahlen.
Und schließlich sind die Unternehmen bilanziell so gut aufgestellt, dass sie auch schwere Krisen verkraften, die Eigenkapitalquote liegt beispielsweise bei 48,05 %, wohingegen die Unternehmen im DAX lediglich eine Quote von 31,59 % aufweisen. Der Fokus auf bilanzielle Resilienz und das langfristige Wertschöpfungspotenzial gesunder Unternehmen ist ein wesentlicher Aspekt des Fonds.

Welche Chancen ergeben sich aus der aktuellen Situation für InvestorInnen?

Ich meine, dass der Aktienmarkt an dieser Stelle oft zu kurzfristig denkt. Man fokussiert sich auf die nächsten Quartalszahlen und die aktuellen Probleme, aber man denkt zu wenig an das langfristige Wertschöpfungspotenzial gesunder Unternehmen. In solchen Phasen wandert das Aktienkapital von den schwachen in die starken Hände, die damit langfristig den echten Anlageerfolg erzielen.

Das Interview führte Elisabeth Schaper, Produkt Marketing Managerin SHC

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