Bild vom humanoiden Roboter Pepper, der darauf programmiert ist, Menschen und deren Mimik und Gestik zu analysieren und auf diese Emotionszustände entsprechend zu reagieren.

Robo Advisor – ersetzt die automatisierte Geldanlage bald Makler:innen?

Wer bei dem Begriff Robo Advisor an kleine Roboter denkt, die durch ein Großraumbüro wuseln und dabei elektronische Laute von sich geben, muss leider enttäuscht werden. Auch wenn dies eine ansprechende Vorstellung ist, kann die Robotik solche Träumereien (noch) nicht erfüllen. Dahingegen aber die Software-Entwicklung, zumindest virtuell können Computer schon komplexe Berechnungen anstellen, auch wenn man sich noch nicht persönlich von dem Robo Advisor beraten lassen kann. Doch was hat es mit diesen Robotern für die automatisierte Geldanlage auf sich? Und werden sie zu einer Gefahr für Makler:innen? All das werden wir in unserem Artikel erörtern.

Was sind Robo Advisor?

Robo Advisor sind von Investmentberater:innen und IT-Expert:innen zusammengestellte Programme, die eine Alternative zu den von Menschen gemanagten Fondsprodukten anbieten sollen. Das Wort setzt sich aus den beiden englischen Wörtern „Robot“ (Roboter) und „Advisor“ (Berater:in) zusammen. Aus diesen Begriffen lässt sich die Funktion der „Robos“ leicht ableiten: Sie sind dazu da, automatisch Investitionsentscheidungen nach gewissen Kriterien zu treffen und Bankberater:innen somit die Arbeit abzunehmen.

Im Jahr 2019 wurde knapp 7,5 Milliarden Euro Fondsvermögen in Deutschland durch digitale Vermögensverwaltungen betreut. Laut Prognose von Statista „wird sich das in Deutschland durch Robo-Advisor verwaltete Vermögen im Jahr 2026 auf eine Summe von rund 32 Milliarden Euro belaufen“.

Wie läuft die Beratung durch einen Robo Advisor ab?

Für den Anfang muss ein Robo Advisor ausgesucht werden. In den meisten Fällen werden dann anschließend über ein Kontaktformular die Risikobereitschaft und andere Investmentinformationen an den Robo Advisor übermittelt. Anhand dieser Informationen kann dieser dann ein Portfolio aus unterschiedlichen Wertpapieren zusammenstellen. Oftmals besitzen diese schon die Möglichkeit einen Fokus z. B. auf Nachhaltigkeit, etwa durch die Berücksichtigung von ESG-Ratings, vorzunehmen.

Bei den vorgeschlagenen Wertpapieren handelt es sich meist um die sogenannten Indexfonds [engl.: Exchange Traded Fund (kurz: ETF)]. Diese Fonds bilden größtenteils Indizes ab, wie beispielsweise den MSCI World oder den DAX. ETFs funktionieren so, dass Aktien der im Index enthaltenen Unternehmen gekauft und gewichtet werden, wie sie auch in dem entsprechenden Index vorgefunden werden können. Diese Produkte sind meistens passiv, sprich, sie passen sich automatisch den Änderungen des Index an und bieten grundsätzlich bessere Konditionen bezüglich der Verwaltungsgebühren (meist unter 0,5 %). Dahingegen erfordern aktiv gemanagte Fonds eine höhere jährliche Gebühr (meist zwischen 1,5 und 3,0 %).

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Aktive vs. passive Entscheidungsstrategien bei der automatisierten Geldanlage

Nachdem nun der erste Kontakt mit dem digitalen Berater stattgefunden hat und das Risikoprofil erstellt wurde, stehen die Investor:innen vor der nächsten Entscheidung. Denn es gibt bei der automatisierten Geldanlage aktive und passive Entscheidungsstrategien. Bei einer aktiven Strategie werden alle Entscheidungen an den Robo Advisor abgegeben. Nach der Erteilung des Auftrags stellt dieser also das Portfolio selbst zusammen und schichtet es auch eigenständig um, wenn sich beispielsweise die Gewichtung der Portfolioanteile verändert. Dies birgt jedoch das Risiko von zusätzlichen Kosten, da für die Umschichtung neue Aufträge ausgeführt werden müssen, die in den meisten Fällen eine Gebühr kosten. Allerdings gibt es auch Robo Advisor, die eine passive Strategie vorschlagen. In diesem Fall ist die Leistung des Robo Advisor eher als Beratung zu verstehen, da er lediglich vorschlägt, welche Wertpapiere am besten in das Portfolio passen würden. Die Anlageentscheidung liegt schlussendlich dann immer noch bei den Investor:innen. Man muss indessen auch nicht auf die Vorteile der aktiven Strategie verzichten, denn es werden bei der automatisierten Geldanlage auch Vorschläge zur Umschichtung oder Anpassung der Portfolios angezeigt.

Für wen sind Robo Advisor geeignet?

Aktuell besteht noch ein gewisses Misstrauen gegenüber den programmgestützten Beratern, da die meisten Menschen immer noch lieber persönlich beraten werden wollen. Bei einer Befragung im Jahr 2023 von 6.021 Konsument:innen, ob sie sich jemals von einem RoboAdvisor in Finanzdingen beraten lassen haben, bejahten etwa 17 Prozent der deutschen diese Frage. Laut des Digital Market Outlooks von Statista „wird sich die Anzahl der Robo-Advisor-Nutzer in Deutschland im Jahr 2027 auf rund 3,85 Millionen belaufen.“

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Angebote von Robo Advisors einen guten Kompromiss zwischen dem eigenen Aufsetzen eines Portfolios und dem Investieren in aktiv gemanagte Fonds darstellen. Andererseits könnten vor allem Neuanleger:innen zumindest mit passiven Anlagestrategien Probleme haben, da ein grundsätzliches Verständnis des Finanzmarktes vorhanden sein sollte. Hierfür wiederum gibt es die aktive Anlagestrategie, bei der kein Vorwissen benötigt wird. Eine grundsätzliche technische Affinität sowie ein Verständnis von Finanzmärkten schaden jedoch nie.

Konkurrenz für Makler:innen?

Ganz allgemein greifen Robo Advisor natürlich die klassischen Finanzintermediäre an, da sie deren Aufgaben und Leistungen automatisieren. Ein großer Vorteil, der hier häufig genannt wird, ist der, dass die Programme sich nicht durch Gefühle oder ähnliches zu Entscheidungen verleiten lassen und somit rationaler als Menschen agieren können.

Allerdings werden Markler:innen nach wie vor benötigt, um den Dateieninput für die automatisierte Geldanlage zu liefern. Abgesehen davon, könnten Makler:innen Robo Advisor zusätzlich zu ihren eigenen Strategien konsultieren und somit von dem gesammelten Wissen profitieren.

Darüber hinaus ist die Rationalität der Robo-Advisor nicht nur ihre größte Stärke, sondern gleichzeitig auch die größte Schwäche. Denn die meisten Kund:innen, insbesondere solche mit einem größeren Anlagekapital bevorzugen die persönliche Beratung und eine individuelle Gestaltung ihres Portfolios. Es werden die menschlichen Komponenten der Beratung bevorzugt, die ein Robo Advisor (noch) nicht bieten kann.

Drei Retro-Spielzeugroboter in Blau vor weißem Hintergrund

Fazit

Abschließend können wir festhalten, dass der traditionelle „Makler-Beruf“ zwar von den neuen Beratungsleistungen der Robo Advisors bedroht wird, aber seine Daseinsberechtigung bei weitem noch nicht gefährdet sehen muss. Insbesondere für ältere Investor:innen oder solche mit einem großen Anlagehorizont bleibt die persönliche Beratung weiterhin eine wichtige Komponente. Dennoch wird es wahrscheinlich in Zukunft immer mehr Alternativen geben.

Haben Sie schon Erfahrungen mit einem Robo Advisor gemacht oder sind Sie Makler:in und nutzen Robo Advisor für Ihr Geschäft? Dann schreiben Sie uns gerne eine Mail mit Ihren Erfahrungen.

Artikel überarbeitet: Juli 2023, Artikel erstmals veröffentlicht: Oktober 2021