Ein aufgeschlagenes Buch auf einem Tisch. Eine Fülle an grafischen Diagrammen erscheint wie von Zauberhand aus dem Buch sowie der Begriff "Private Equity".

Private Equity: drei spannende Insights über diese Anlageklasse

Teil 1 unserer Reihe „Private Markets Banking im Fokus“

In unserer Artikelreihe „Private Markets Banking im Fokus“ beschäftigen wir uns mit verschiedenen Investitionsprodukten, die es innerhalb der Privatmärkte gibt. Erhalten Sie spannende Insights über Private Equity, Venture Capital, Private Debt und tauchen Sie ein mit uns in die Welt des Private Markets Banking.

Private Equity (PE) genießt seit einigen Jahren große Aufmerksamkeit – nicht nur von Investor:innen und Finanzmedien, sondern auch von hochqualifizierten Fachkräften, denen die Branche Prestige und Karrieremöglichkeiten verspricht. Die Top 3 Akteure im Markt weltweit sind Blackstone, The Carlyle Group und KKR (Kohlberg Kravis Roberts).

Die Private Equity Branche ist vergleichsweise jung. Seit den 1980er Jahren gab es vermehrt spektakuläre Übernahmen, die zu einem regelrechten Boom geführt haben. In 2021 gehörten die Übernahme des Keramikherstellers CeramTec für 3,8 Milliarden Euro sowie der Kauf des Schuhherstellers Birkenstock für ebenfalls 3,8 Milliarden Euro zu den größten Private Equity Transaktionen in Deutschland.

Immer wieder gibt es auch Medienberichterstattungen über Private Equity Deals, die nach (mehr oder weniger öffentlichem) Protest geplatzt sind: Prominentes Beispiel aus Deutschland ist etwa der Einstieg privater Investor:innen bei der Deutschen Fußball Liga DFL. Da zu viele Vereine dagegen waren, ist das Investment vom Tisch. Dennoch: Seit den 1980er Jahren sind Private Equity Gesellschaften als bedeutende und einflussreiche Akteure im Kapitalmarkt etabliert.

Was ist Private Equity?

Auf Deutsch wird Private Equity als privates Beteiligungskapital bezeichnet, der englische Begriff ist allerdings weithin verbreitet. Es handelt sich hierbei um eine Anlageklasse, die zu den alternativen Investments zählt. Bei privatem Beteiligungskapital investieren Private Equity Unternehmen (auch Private Equity Gesellschaften) klassischerweise in nicht börsennotierte Unternehmen. Es gibt aber auch Fälle, in denen börsengelistete Firmen beschließen, nicht länger im DAX o.ä. verbleiben zu wollen. Das kann strategische Gründe haben, wie etwa jüngst bei der USU Software AG. Um alle Aktien der Firma aufzukaufen, tut sich das Management oft mit Private Equity Gesellschaften zusammen, die das Kapital geben, um alle Aktien aufzukaufen und das Unternehmen dann von der Börse zu nehmen.

Ganz allgemein sind die Mehrheit der Unternehmen im Markt nicht an der Börse notiert und somit potenzielles Ziel für Private Equity Investitionen. Viele dieser Unternehmen gelten als Small oder Micro Caps, es handelt sich also um kleine oder sehr kleine Unternehmen.

Insight 1: Wie funktionieren Private Equity Unternehmen?

Die Funktionsweise einer Private Equity Gesellschaft umfasst in der Regel folgende Schritte (in dieser oder anderer Reihenfolge):

  1. Kapitalbeschaffung: Das Private Equity Unternehmen sammelt Kapital ein von hauptsächlich institutionellen Investoren (z. B. Pensionsfonds, Versicherungen, Stiftungen und gemeinnützige Organisationen) und vermögenden Privatpersonen – also professionellen und semiprofessionellen Anleger:innen*. Mit dem Geld wird dann ein Fonds gegründet, der für Investitionen in Unternehmen genutzt wird.
  2. Deal-Sourcing: In der Folge werden von der Gesellschaft potenzielle Investitionsmöglichkeiten auf dem Markt identifiziert und bewertet hinsichtlich ihrer Rentabilität und ihres Potenzials für eine erfolgreiche Wertsteigerung.
  3. Due Diligence & Investition: Die Zielunternehmen werden einer gründlichen Analyse unterzogen, um ihre finanzielle Situation, ihre Geschäftstätigkeit und ihr Management zu bewerten und mögliche Risiken und Chancen zu identifizieren. Seit einigen Jahren werden in diesem Schritt auch ESG-Kriterien berücksichtigt. Nach erfolgreichem Abschluss der Due Diligence investiert die Private Equity Gesellschaft, in die Unternehmen und erwirbt in der Regel eine signifikante Beteiligung.
  4. Wertsteigerung & Exit: Die Private Equity Gesellschaft arbeitet teils eng mit dem Management der Unternehmen zusammen, um sie zu verbessern, zu restrukturieren oder zu erweitern, um ihren Wert zu steigern und eine erfolgreiche Exit-Strategie vorzubereiten. Nach einer bestimmten Haltezeit werden die Unternehmen verkauft oder an die Börse gebracht, um den Gewinn zu realisieren und die Investor:innen auszuzahlen.
*Als Kleinanleger:in investieren in Private Equity

Aufgrund des beständig hohen Interesses an Private Equity haben sich mittlerweile auch verschiedene Möglichkeiten für private Kleinanleger:innen entwickelt, um an PE-Geschäften teilzunehmen. Eine Option ist die Investition in Private Equity Dachfonds, die in eine Vielzahl von PE-Fonds investieren und für Privatanleger:innen zugänglich sind. Alternativ können Privatanleger:innen Aktien von börsennotierten Private Equity Unternehmen erwerben und somit direkt von deren Wertentwicklung profitieren.

Insight 2: Risiken und Chancen bei Investitionen in Private Equity

Für Investor:innen kann es problematisch sein, dass Private Equity Fonds oft wenig transparent sind. Es fehlt oft an Informationen über die Auswahl der Investments, die Leistungsmessung und die getroffenen Entscheidungen in den beteiligten Unternehmen. Zudem sind Investments in Private Equity sehr illiquide und können nicht einfach am Markt verkauft werden. Daher sollte sich die Illiquidität in Form einer Illiquiditätsprämie in der Rendite widerspiegeln, um das Risiko im Vergleich zu liquiden Anlageklassen zu rechtfertigen.

Private Equity stellt für Investor:innen dennoch eine spannende alternative Anlageklasse dar, die außerhalb des öffentlichen, börsennotierten Marktes existiert. Die Renditeerwartungen im Bereich Private Equity sind sehr hoch, was diese Anlageklasse im Vergleich zum Aktienmarkt attraktiv macht. Zudem ermöglicht privates Beteiligungskapital langfristige Investitionen, die einen direkten Einfluss auf die Wirtschaft haben können.

Des Weiteren besteht bei Investitionen in Private Equity immer auch die Möglichkeit eines Totalverlusts, der erst am Ende der oft langen Laufzeit offensichtlich wird. Zusätzlich kann die Korrelation zwischen Aktieninvestitionen und privaten Beteiligungen noch relativ hoch sein. In einer Krise oder Rezession performt ein Private Equity Investment möglicherweise nicht besser als eine herkömmliche Aktienanlage. Auch die Tatsache, dass Private Equity Unternehmen viel Zeit für die Verwaltung ihrer Portfoliofirmen aufwenden, führt zu höheren Kosten für PE-Investor:innen im Vergleich zu Investitionen in Aktien.

Insight 3: Entwicklungen und aktuelle Trends im Bereich Private Equity

Nachdem im Jahr 2021 Investitionen in Private Equity in Europa ein neues Rekordniveau erreicht hatten, gingen diese in 2022 wieder zurück. 2021 wurden laut PwC zusammen 3.146 Transaktionen realisiert, der Deal-Wert betrug insgesamt 217,4 Milliarden Euro. In 2022 gab es 19 % weniger Transaktionen; innerhalb von insgesamt 2.544 PE-Transaktionen wurden 208.6 Milliarden Euro investiert. Damit lag das Investitionsvolumen in 2022 aber immer noch höher als es durchschnittlich der Fall war vor der Corona-Pandemie.

Gründe für das Abflachen der Investitionen in Private Equity sind laut unterschiedlicher Stimmen die weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage mit einer hohen Inflation sowie anhaltende geopolitische Spannungen, wie z. B. der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Für das Jahr 2024 sind etwa die Expert:innen von Blackrock optimistisch für die Private Equity Branche. In ihrem „Private Equity Trend Report 2023“ heißt es: „Private Equity befindet sich in einer Übergangsphase inmitten höherer Zinsen und wachsender Marktunsicherheit. Trotzdem sind wir in Hinsicht auf die Anlageklasse positiv gestimmt. Denn Private Equity zeigte in der Vergangenheit in Zeiten volatiler Märkte eine überdurchschnittliche Performance. Und auch aktuell deutet einiges darauf hin, dass sich in naher Zukunft für kapitalstarke Käufer attraktive Chancen ergeben könnten.“

Diese Art von Optimismus lässt sich auch im „Global Private Equity Report 2024“ von Bain nachlesen. Aus der Pressemitteilung zum Report geht hervor, dass Investitionen in PE wieder steigen könnten – etwa durch „die Aussicht auf sinkende Leitzinsen im weiteren Jahresverlauf (…) wie (durch den) bestehende Anlagedruck“. In der Pressemitteilung heißt es weiter: ‚PE-Fonds werden das günstigere Finanzierungsumfeld voraussichtlich nutzen, um ihren hohen Bestand an nicht-investiertem Kapital abzubauen.‘, sagt Alexander Schmitz, Partner bei Bain.

Fazit: Private Equity im Fokus

Private Equity, als feste Größe im Spektrum vor allem institutioneller Anlagestrategien, bietet Chancen auf Wertsteigerungen durch direkte Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen. Anleger:innen – seien es erfahrene institutionelle Investoren oder wohlhabende Privatpersonen – müssen dabei jedoch die spezifischen Risiken, wie etwa das Potenzial eines Totalverlusts, lange Laufzeiten in denen ihr Kapital gebunden ist und höhere Kosten, sorgfältig abwägen.

Trotz der Einbußen in der Anzahl an Transaktionen und des jüngsten Wirtschaftsklimas, das von hoher Inflation und geopolitischen Unsicherheiten geprägt ist, ist der Ausblick leicht optimistisch. Expert:innen prognostizieren für das aktuelle Jahr 2024 attraktive Beteiligungsmöglichkeiten, angetrieben durch ein voraussichtlich günstigeres Finanzierungsumfeld und den Abbau des derzeit hohen uninvestierten Kapitals.

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In Bezug auf die Anlage in Private Markets ist es wichtig zu verstehen, dass diese Investitionen spezielle Risiken bergen, die nicht bei öffentlichen Märkten vorhanden sind. Hierzu gehören unter anderem eine geringere Liquidität, höhere Gebühren und eine größere Unsicherheit bezüglich der Bewertung. Die Performance von Private-Market-Investitionen kann erheblich variieren und vergangene Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.

Bevor Sie eine Investmententscheidung treffen, sollten Sie sich von einem qualifizierten Finanz-, Rechts- oder Steuerberater individuell beraten lassen, der Ihre spezifische Situation, Risikobereitschaft und Anlageziele berücksichtigt.

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Jede Investition in Private Markets sollte als Teil einer diversifizierten Anlagestrategie betrachtet werden und Investoren sollten genügend Due Diligence betreiben, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.

Bitte beachten Sie, dass sich avescos Angebot im Private Markets Banking ausschließlich an semi-professionelle und professionelle KundInnen gemäß § 19 Nr. 32 und 33 KAGB und professionelle KundInnen und geeignete Gegenparteien gemäß § 67 WpHG richtet. Wir raten Ihnen, sich frühzeitig in Ihrem Entscheidungsprozess Rechts- und Steuerberatung einzuholen, um für sich entscheiden zu können, ob Beteiligungsmöglichkeiten und die damit verbundenen vor allem unternehmerischen Risiken, die bis zu einem Totalverlustrisiko Ihrer Beteiligung führen könnten, Ihren Vorstellungen und Vorgaben entsprechen könnten.