Zum Internationalen Frauentag:
(Nachhaltige) Finanzen an die Frau bringen

Heute gibt es einen Post außerhalb der Reihe. Der Grund: Es ist Internationaler Frauentag und damit Zeit, dem Thema „Frauen und (nachhaltige) Finanzen“ eine Bühne zu geben. Wir gehen der Sache auf den Grund und lassen auch einige Women in Finance zu Wort kommen.

„Jede*r für Gleichberechtigung“

So lautet das diesjährige Thema zum Internationalen Tag der Frauen, an welchem seit 1911 die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung gewürdigt werden, jedoch auch nach wie vor auf bestehende Ungleichheiten hingewiesen wird. Zeit also, dass wir den Blick hierauf auch durch die Finance-Brille wagen und erörtern, wieso insbesondere Frauen als AkteurInnen, KundInnen und InvestorInnen relevant sind und wieso ihr Interesse an nachhaltigen Geldanlagen eigentlich höher ist als das von Männern.

 

Börse, Frauen und Altersarmut

Die erfreulichen Nachrichten zuerst: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im März 2000 hat sich der Schrecken vor Aktien, Fonds und Börse bei den sogenannten KleinanlegerInnen Stück für Stück gelegt. Die Anzahl der AktionärInnen war 2020 so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr, schreibt der DAI. Insbesondere der höhere Zuwachs an breit diversifizierenden FondsanlegerInnen, die ihr Geld zu einem großen Teil über Sparpläne anlegen, stimmt positiv. 1,3 Millionen sind das inzwischen in Deutschland.
Allerdings: Es sind insgesamt immer noch deutlich weniger Frauen als Männer (4,5 zu 7,9 Mio.), die ihr Geld entsprechend anlegen, obwohl es sich (positiv ausgedrückt) gerade für sie lohnen würde. Denn: Gender Pay Gap, das häufigere Arbeiten in Teilzeit, die längen Care-Pausen um Angehörige zu versorgen – das alles sorgt für geringere finanzielle Möglichkeiten während des Erwerbslebens; aber vor allem auch im Alter. Hochrechnungen zufolge wird bei bis zu 75% der heute 35- bis 50-jährigen Frauen die gesetzliche Rente unter dem jetzigen Hartz-IV-Niveau liegen – also unter 400 EUR monatlich.

 

Wieso Frauen die besseren AnlegerInnen sind

Der spannende Punkt nach all dem zuvor Genannten – Frauen sind laut zahlreichen Studien die besseren AnlegerInnen, fasst Natascha Wegelin in Ihrem E-Book Bali statt Bochum zusammen:

  • Bei Börsenspielen schneiden Frauen um ca. 5 % besser ab als Männer.
  • Beim Börsentraining der Deutschen Börse und dem Handelsblatt schneiden Frauen über Jahre hinweg durchschnittlich besser ab als Männer.
  • Im ersten Halbjahr 2013 erzielten Frauen eine durchschnittliche Aktienrendite von 3,6 Prozent während Männer auf nur 2,3 Prozent kamen.
  • Im Betrachtungszeitrum August 2014 bis August 2015 brachten Frauen es auf eine durchschnittliche Rendite von 5,8 Prozent. Die männliche Konkurrenz schaffte es nur auf 4,1 Prozent Rendite.

Und: Immer mehr Frauen verstehen, dass sie Ihre Finanzen selbst in die Hände nehmen müssen. Genau deswegen sollten AnbieterInnen von Finanzanlageprodukten Frauen stärker priorisieren als jemals zuvor und entsprechend niedrigschwellige Angebote entwickeln.
Jemand, der dies bereits tut ist Sana Al-Badri. Die Entrepreneurin aus Berlin hat Sagefund gegründet, ein Unternehmen, welches allen Menschen ermöglichen soll, Geld einfach und nachhaltig zu investieren, denn: „Die schwache Investitions- und Unternehmerkultur in Deutschland und Europa führt zur wirtschaftlichen Ausgrenzung der breiten Mittelschicht und ist besonders für Frauen problematisch. Investieren ist wirklich eine soziale und Genderfrage für die Gesellschaft, nicht nur eine wirtschaftliche. Mein Ziel ist es daher, nachhaltiges Investieren zugänglicher zu machen“.

Dass das Angebot auf offene Arme trifft und sich hier ein grundlegender Wandel vollzieht, das kann auch Personal Branding & LinkedIn-Spezialistin Christina Richter bestätigen: „Ich habe viele Jahre in der Finanzkommunikation gearbeitet und als PR-Verantwortliche jeden Tag über Geld und Geldanlagen gesprochen oder geschrieben. Dadurch hatte ich mehr Finanzwissen als die große Mehrheit meiner Freundinnen und weiblichen Bekannten. Und auch meine Ansprechpartner bei der Presse waren seinerzeit mehrheitlich Männer. Das hat sich glücklicherweise geändert. Heute sind Frauen viel interessierter an Finanzthemen und kümmern sich aktiv um ihr Geld. Vor allem nachhaltige Geldanlagen scheinen dabei einen Nerv zu treffen – Geld investieren und dabei Gutes tun sind zwei Komponenten, die vor allem bei Frauen gut ankommen“.

 

Investieren Ja bitte– passend zum Lebensentwurf und nachhaltig

Auch aus der Erfahrung der von uns betrauten Finanz-BeraterInnen wissen wir Eines ganz sicher: Wenn Frauen ihr Geld anlegen wollen, dann passend zu ihrem individuellen Lebensentwurf. Und nachhaltig. Denn viele Frauen interessiert besonders die Vereinbarung des Kapitalmarktes mit ihren Werten & ethischen Grundsätzen. Die Mär der schlechteren Rendite ist inzwischen auch mehrfach widerlegt worden. Und der Markt greift die Nachfrage auf. Derzeit wächst das Angebot, z.B. an ESG-Fonds, rasant. Fondsprofessionell Online schreibt dazu: „Die Fondslandschaft in Deutschland wird immer nachhaltiger. Das verwaltete Vermögen entsprechender Portfolios wächst stetig, ebenso wie die Zahl der angebotenen Fonds. Das geht aus Analysen des Fondsverbandes BVI und der Ratingagentur Scope hervor“.

Romy Martin, Managerin des Wertpapiercontrollings bei avesco, sagt hierzu: „Es freut mich zu sehen, dass sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach nachhaltigen Investments steigt und Frauen hier eine starke Rolle einnehmen. Auch für mich persönlich geben meine Werte die Richtung beim Investieren vor“.

Gesa Vögele, Mitglied der Geschäftsführung bei C.R.I.C., schließt sich an: „Studien zeigen, dass sich Frauen im besonderen Maße für nachhaltige Anlagemöglichkeiten interessieren. Damit sind sie Trendsetterinnen und unterstützen zukunftsorientiertes Handeln. Gleichzeitig gilt für die Wirtschaft: Wer nachhaltig agieren möchte, setzt auch auf gemischte Teams und Führungsgremien. Denn Unternehmen agieren innovativer und damit erfolgreicher, wenn sie Wert auf Diversität legen, wie Analysen zeigen. Damit sind sie auch die besseren Investments“.

 

Frauen auf beiden Seiten des Tisches

Immer mehr Frauen werden als Anlegerinnen aktiv und nutzen das Angebot zahlreicher Communitys und Einzelpersonen, die das Thema „Frauen und Finanzen“ stärker in den Fokus rücken (bspw. herMoney).
Gleichzeitig sichern sich Frauen jedoch auch immer häufiger einen sichtbaren Platz auf der anderen Seite des Tisches – als Anbieterin von entsprechenden Produkten beispielsweise. Oder auch als Managerin von Produkten oder Key Accounts auf Finanzplattformen. Vivien Borgschulte beispielsweise arbeitet im Asset Management Sales-Team bei CAPinside, der am schnellst wachsenden Investment Community Deutschlands. Über ihren Schritt in die Finance-Welt sagt sie folgendes: „Die Nähe zu renommierten Unternehmen in der Branche in der Kombination mit KI sowie dem digitalen Vertrieb von Finanzanlagen finde ich faszinierend. Die Fragestellungen, die Geldanlagen mit sich bringen und der daraus resultierende Kontakt mit unterschiedlichen Persönlichkeiten in einem sehr schnell wachsenden Umfeld halte ich für sehr spannend. Für mich war schnell klar – CAPinside und die Finanzwelt ist die Adresse für meinen Einstieg in das Berufsleben“.

 

Eine wichtige Rolle spielen auch Verbände und Netzwerke, welche die „Women in Finance“ immer wirksamer repräsentieren und stärken möchten. Die Fondsfrauen beispielsweise sind das größte deutschsprachige Karrierenetzwerk zur Förderung und Gleichstellung von Frauen in der Finanzindustrie. Fondsfrau Heike Riedel stellt fest: „Netzwerken bekommt einen immer größeren Stellenwert. Nicht nur für das eigene berufliche Fortkommen – sondern und auch gerade, um Herzensthemen voran zu bringen. Deshalb bieten u.a. die „Fondsfrauen“ eine perfekte Plattform, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und wertvolle Kontakte zu knüpfen“.

 

Still a long way to go

Dieser Spruch, häufig aus den Management-Etagen der StartUp-Szene bekannt, stellt für avesco und alle Frauen, die Berührungspunkte mit dem Thema Finanzen haben (Anlegerinnen, Finanzberaterinnen, Managerinnen, …) wohl das Leitbild dar. Es ist eher ein Marathon, als ein 100-Meter-Lauf, um hier für die nötigen Informationskampagnen, Produkte, Beratungen sowie Eigenverantwortlichkeit zu sorgen. Dass es sich lohnt – das beweist uns der 08. März, und all jene Errungenschaften welche Frauen bereits für sich realisiert haben, Jahr für Jahr immer wieder.

 

Verwendete Quellen:

https://www.dai.de/files/dai_usercontent/dokumente/Statistiken/210225_Aktionaerszahlen%202020.pdf

https://www.fondsprofessionell.de/news/uebersicht/headline/gruene-welle-angebot-an-esg-fonds-waechst-rasant-205046/ref/2/

 

Autorin: Elisabeth Schaper