Oliver N. Hagedorn im Interview mit Fundview

Zeitpunkt der ersten Veröffentlichung: September 2021 auf der Plattform Fundview

Berliner Boutique: Warum Hidden Champions eine starke Outperformance zeigen – auch in Krisenzeiten

Hidden Champions aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps seien im Krisenkontext in der Regel die Outperformer. Der avesco Sustainable Hidden Champions Equity-Fonds investiert deswegen in eben diese kleinen und mittelständischen Unternehmen, die in ihrer Nische als Weltmarktführer gelten. Im Gespräch mit Fundview spricht Oliver Hagedorn, Gründer und CEO der avesco Financial Services AG, über das Potential der Hidden Champions und die Bedeutung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbetrachtung

 

Da Small- und Mid-Caps schneller und flexibler reagieren können als große Konzerne, seien diese im Krisenkontext in der Regel immer die Outperformer. Auch Langzeitstudien würden belegen, dass hier mehr Performance erzielt werde als bei Large-Caps, weil die Wachstumsraten viel höher seien. Dies treffe insbesondere auf die Hidden Champions zu, die eine zahlenmäßig kleine aber extrem potente Teilgruppe im Nebenwerte-Segment bilden. Zudem sei das Thema der Resilienz bedeutend. „Es gibt drei Aspekte, die man damit verknüpft: die Bilanz, Lieferketten und den Nachfrageschock im Kontext der Pandemie. Dadurch, dass Hidden Champions vertikal so tiefe Wertschöpfungsketten haben, haben sie weniger Zulieferer. Unterbrechungen in den Lieferketten treffen sie weniger“, sagt Oliver Hagedorn, Gründer und CEO der avesco Financial Services AG, im Gespräch mit Fundview.

In der Pandemie habe das Thema des Nachfrageschocks im Portfolio des avesco Sustainable Hidden Champions Equity-Fonds (ISIN: DE000A12BKF6) kaum eine Rolle gespielt. Der Nachfrageschock habe zwar einzelne Unternehmen getroffen, so beispielsweise auch Rational, Weltmarktführer beim Erwärmen von Speisen, aber durch eine felsenfeste Bilanz, habe der Nachfrageschock keine Schwierigkeiten für das Unternehmen zur Folge. Profiteure in der Pandemie seien außerdem beispielsweise va-Q-tec, Marktführer bei der Herstellung und Vermietung von Thermoboxen und Containern zum Transport von temperatursensiblen Gütern oder Drägerwerk, ein marktführender Hersteller von Beatmungsgeräten.

Diese Hidden Champions würden sich von der breiten Masse der mittelständischen Unternehmen darin unterscheiden, dass sie hochspezialisierte Nischenunternehmen mit einer sehr tiefen vertikalen Wertschöpfungskette sind. Hagedorn erklärt: „Gleichzeitig sind sie dadurch für ihre Abnehmer, Großkonzerne und sehr große Mittelständler, extrem wertvolle Partner, weil sie bereits bei der Produktentwicklung eng verzahnt mit ihren Kunden sind. Das zahlt sich durch höhere Margen und Markteintrittsbarrieren aus. Nischen sind bekanntlich klein, was die extreme Internationalisierung fördert und globale Wachstumschancen ermöglicht. Hidden Champions haben extrem ambitionierte Ziele – die Weltmarktführerschaft in ihrer Nische als wichtigstes Ziel.“


Die Top-Aktien des Fonds

1. Platz: Nexus AG (2,96 Prozent)
2. Platz: Emmi AG (2,95 Prozent)
3. Platz: Geberit AG (2,78 Prozent)
4. Platz: Carl-Zeiss Meditec AG (2,73 Prozent)
5. Platz: Mayr-Melnhof Karton AG (2,71 Prozent)


Fokus auf die DACH-Region

Hidden Champions würden bis zu fünf Milliarden Euro Umsatz machen. Diese Schwelle müsse jedoch angepasst werden, da die Unternehmen durch die Globalisierung weltweit immer größer geworden seien – dies betreffe Unternehmen wie Symrise, globaler Anbieter von Duft- und Geschmacksstoffen, und Aurubis, Weltmarktführer im Recyceln von Kupfer. Der Median der Marktkapitalisierung der Hidden Champions im avesco Sustainable Hidden Champions Equity-Fonds liege dabei deutlich unter einer Milliarde. Der Fonds bestehe folglich überwiegend aus Small-Caps, die eine Marktkapitalisierung zwischen 250 Millionen und zwei Milliarden Euro vorweisen.

„Unser avesco Sustainable Hidden Champions Equity-Fonds ist fokussiert auf die DACH-Region, weil von den weltweit identifizierten Hidden Champions rund 50 Prozent in dieser Region zu Hause sind“, so Hagedorn. In Deutschland gebe es aktuell von etwa 3,2 Millionen Unternehmen ungefähr 1.500 Hidden Champions, die für 25 Prozent der Exportleistung stehen würden. Lediglich etwa acht Prozent davon seien börsennotiert – damit seien etwa 120 bis 130 Hidden Champion Unternehmen gelistet und würden die typischen Eigenschaften von Hidden Champions aufweisen.

„Wir kaufen keine ESG-Ratings“

Viele der Hidden Champions im Fonds sind weltweit in mehr als 100 Ländern aktiv. Sie seien damit viel internationaler aufgestellt als die meisten DAX-Konzerne oder auch andere Mittelständler. Dabei seien die Unternehmen typischerweise aus der Provinz. „Man findet unsere Hidden Champions zum Beispiel im westfälischen sowie bayerischen Hinterland, auf der Schwäbischen Alb und im Sauerland. Selten sind sie in großen Städten wie Frankfurt, München oder Berlin anzutreffen“, sagt Hagedorn.

Zweifelsfrei spielt auch die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle; bei den Hidden Champions aber auch bei der Berliner Boutique selbst. Deswegen erfasse bei avesco ein Team die Nachhaltigkeitsleistung von Hidden Champions qualitativ und holistisch. Hagedorn erläutert hierzu: „Unternehmen sind komplexe Gebilde, die sich unseres Erachtens nach, nur begrenzt standardisiert bewerten lassen. Somit kaufen wir keine ESG-Ratings, sondern evaluieren Unternehmen, finden Unstimmigkeiten oder Widersprüche und gehen damit ins Gespräch. Wir wollen herausfinden, ob der Hidden Champion einen strategischen Nachhaltigkeitsvorteil hat und ob die im Unternehmen vorhandene Nachhaltigkeitsleistung ausgewogen ist. Es geht schlichtweg darum, zu verstehen, ob ein Unternehmen bestehende Potenziale erhält, neu erschafft oder zerstört. Die Basis bildet dabei immer die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Der direkte Dialog mit den Unternehmen ist deshalb von großer Bedeutung, um die Schwachstellen der Nachhaltigkeit besser einordnen zu können.”