Nahaufnahme von einem Auge. Die Haut hat die Struktur und grüne Farbe eines Blattes, die Pupille ist leuchtend Grün.

Grüne Geldanlagen – Vorurteile im Faktencheck

„Grüne Geldanlagen – eh alles nur Greenwashing“ und „Grünen Geldanlagen mangelt es an Rentabilität“ – Vorurteile, die sich hartnäckig halten. Im Folgenden wollen wir mit Vorurteilen aufräumen und zeigen Instrumente auf, die Greenwashing bei Finanzprodukten verhindern sollen. Außerdem: Wissenschaftliche Studien belegen einen engen Zusammenhang zwischen der Nachhaltigkeit und langfristigen Rentabilität eines Unternehmens.

Grüne Geldanlagen und Greenwashing: ein wichtiges Thema für FinanzberaterInnen und AnlegerInnen

In Zeiten von Klimawandel und Umweltverschmutzung sind viele AnlegerInnen daran interessiert, ihr Geld nachhaltig anzulegen und somit einen Beitrag zum Schutz der Umwelt und des Klimas zu leisten. Aber gerade die Diskussion von Greenwashing bei Finanzprodukten schwächt das Vertrauen von AnlegerInnen. Und auch das komplexe Feld der Regulatorik macht es AnlegerInnen sowie FinanzberaterInnen nicht allzu leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Kein Wunder, dass AnlegerInnen zweifeln, dass oder ob grüne Geldanlagen tatsächlich den Anforderungen an eine umweltfreundliche und sozialverantwortliche Investition entsprechen.

Immerhin: Die Zeichen stehen auf „nachhaltig“. Auch die Europäische Union möchte nachhaltiges Investieren zu einem allumfassenden Standard machen. Dazu hat sie im März 2018 den „Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ aufgelegt. Erklärte Ziele sind

  • die Kapitalflüsse auf den Umbau einer nachhaltigen Wirtschaft auszurichten,
  • nachhaltige Finanzprodukte transparenter zu gestalten und
  • Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor im Risikomanagement zu etablieren.

Mithilfe der drei ineinandergreifenden Instrumente

werden schrittweise neue Regulierungen für Produktanbieter und Vertrieb beschlossen.

Was heißt das konkret?

Finanzprodukte und Beratung müssen sich zukünftig zwingend an ökologischen und sozialen Kriterien sowie an guter Unternehmensführung (Governance) orientieren. Dahinter verbergen sich die sogenannten ESG-Kriterien – und diese sollen in die gesamte Prozesskette einbezogen werden.

Im August 2022 begann die stufenweise Umsetzung der MiFID II, nach der Vermittelnde von Versicherungs- und Finanzprodukten verpflichtet sind, ihre KundInnen nach ihrer Nachhaltigkeitspräferenz abzufragen. Hier bringt die „Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte“ (kurz: DIN-Norm 77230) Licht ins Dunkel. Denn: Das Dokument soll Vermittelnden die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen der Kundschaft erleichtern.

Durch die Abfrage können KundInnen bei der nachhaltigen Geldanlage inhaltliche Schwerpunkte setzen oder aber eine Standardaufteilung wählen. Die individuelle Schwerpunktsetzung fragt nach der Qualität und der Quantität, d. h. in welche Art von Fonds (Artikel 6, 8, 9) investiert werden soll und in welchem Anteil.

Die Umsetzung der Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen um standardisiert und verständlich zu werden. Damit können AnlegerInnen rechnen. Tatsache ist: Viele Produktanbieter sind noch unerfahren beim Thema Nachhaltigkeit und befinden sich im Lernprozess. Auch die Informationen darüber sind noch nicht ausreichend ausdifferenziert. Frust auf Seiten der KundInnen ist vorprogrammiert und auch das Vorurteil, das die Produkte gar nicht nachhaltig seien, ist nicht weit. Hier braucht es Zeit und Geduld von Produktanbietern und KundInnen.

FinanzberaterInnen sollten sich deshalb intensiv mit dem Thema grüne Geldanlagen und Greenwashing auseinandersetzen, die Instrumente der Europäische Union für nachhaltiges Investieren (siehe oben) bestmöglich verstehen und anwenden, um Ihre Kundschaft kompetent beraten zu können. Je besser Vermittelnde hier Bescheid wissen, umso besser können auch AnlegerInnen das Thema verstehen und desto mehr Geld kann in nachhaltige Geschäftsmodelle fließen.

Grüne Geldanlagen gleich Verzicht auf Rendite?

Immer mehr Anlegerinnen und Anleger möchten ihr Geld ethisch und nachhaltig investieren. Doch oft stellt sich die Frage, ob man dabei auf Rendite verzichten muss.

Im Jahr 2021 betrug der Anteil nachhaltiger Mandate und Investmentfonds laut Umweltbundesamt, gemessen am deutschen Gesamtmarkt, 9,4 %. Bei der Suche nach den Ursachen für den zwar gestiegenen, aber immer noch geringen Anteil stößt man auf das Vorurteil, dass besagte Geldanlagen mit Renditeeinbußen einhergehen. Dieses Vorurteil lässt sich gut entkräften: Nachhaltig ist nicht nur im sozialen und ökologischen, sondern auch explizit im ökonomischen Sinne zu verstehen. Ökonomische Aspekte sind hierbei ganz klassisch die Überprüfung der Investition auf Rentabilität, Liquidität und Sicherheit. Daher haben nachhaltige Investmentfonds in der Regel nur Unternehmen in ihrem Portfolio, welche solide Chancen auf Rendite und Wachstum versprechen. Eine Meta-Studie des „Journal of Sustainable Finance & Investment“ wertete über 2.000 Studien aus und kam zu dem Schluss, dass in ca. 48 % der Fälle ein positiver, in 23 % ein neutraler und in nur 10 % der Fälle ein negativer Zusammenhang zwischen der finanziellen Performance und den ESG-Kriterien (Environemental, Social, Governance) einer nachhaltigen Kapitalanlage besteht.

Eine Modeerscheinung sind grüne Geldanlagen längst nicht mehr: Den Erkenntnissen einer Studie der Fondsgesellschaft Union Investment zufolge, hält mittlerweile knapp jede/r zweite AnlegerIn nachhaltiges Investieren für attraktiv. Aber wie passt das mit den 9,4 % der nachhaltigen Mandate und Investmentfonds am deutschen Geldanlagemarkt zusammen?

Die Studie von Union Investment liefert einen Teil der Antwort: Einigen AnlegerInnen ist das Angebot von grünen Geldanlagen zu unübersichtlich. Diese Intransparenz ist auf das Fehlen einer einheitlichen Definition von nachhaltigen Geldanlagen und entsprechenden Standards zurückzuführen. Folglich muss jedes nachhaltige Investment von den AnlegerInnen auf seine gesetzten Standards hin untersucht werden – das kostet Zeit, Geld und Nerven. Notwendig ist also mehr Transparenz auf dem grünen Kapitalmarkt. Qualitätsstandards wie zum Beispiel das FNG-Siegel sind erste Ansätze. Sie definieren feste Standards, nach welchen sich nachhaltige Fonds zertifizieren lassen können und somit untereinander besser vergleichbar werden.

Ein weiterer Punkt der beachtet werden sollte: Auch wenn 9,4 Prozent nicht viel sind – nachhaltige Anlagemöglichkeiten haben in den letzten Jahren ein Rekordwachstum vollzogen. Auch hier liefert das FNG verlässliche Daten über den jährlichen FNG Marktbericht. Im Vergleich von 2020 zu 2021 ist die Gesamtsumme der Geldanlagen, die in Deutschland unter Berücksichtigung von strengen umweltbezogenen, sozialen und auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung bezogenen Kriterien angelegt sind, von 335,3 Milliarden Euro auf ein neues Rekordvolumen von 501,4 Milliarden Euro gestiegen.

Zusammengefasst: Das Vorurteil, das Grüne Geldanlagen die Rendite schmälern kann, wie die genannten Studien weiter oben eindrucksvoll aufzeigen, schnell entkräftigt werden. Das Gegenteil ist der Fall: Langfristig betrachtet kann nachhaltiges Investieren genauso erfolgreich oder gar noch erfolgreicher sein als konventionelle Anlagen. Bei einer nachhaltigen Geldanlage – wie z. B. dem Sustainable Hidden Champions Equity Fonds – geht es jedoch nicht nur um die Rendite, sondern auch um die soziale und ökologische Verantwortung sowie die Transparenz.

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Artikel überarbeitet: März 2023, Artikel erstmals veröffentlicht: September 2019